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Irgendwann im März


Jeder Schritt, den sie tat, war, ..., als ob sie auf spitzige Nadeln und scharfe Messer träte ...
Quelle


Irgendwann im März verschwanden die Blumen. Die Meisterin des Sprechens durch die Blume ist verstummt. Einst klang sie durch die Glockenblume, flüsterte mit dem Windröschen, durch die Rose konnte sie verletzen, heilen durch das Tausendgüldenkraut. Strahlen mit den Sonnenblumen, weinen mit den Margariten. Lilien und Gänseblümchen, Kornblume und Mohn, alle Sprachen durch alle Blumen, doch nun sind die Blumen weg, niemand hat sie geschützt, sag mir, wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben, ich habe keine Stimme mehr. Einzig eine Engelstrompete ließ man ihr. Eine Engelstrompete und sie allein in diesem kahlen Raum, sie wird es nicht wagen, oder doch?, sie ahnt, wen und was das Dröhnen der Blume zerschmettern würde.


... achtete ein Autofahrer nicht auf die Vorfahrtsregeln. Nun liegt ein Siebzehnjähriger im Künstlichen Koma, die neunzehn Jahre alte Schwester ist hilflos.


Da hoppelt ratlos ein Märzhase. Durch den Kalender, auf der Suche nach dem verlorenen Monat. StundenTageWochenZeit. Erklär mir nicht, Liebe!; erklär mir, Mensch! Dich selbst, der Du Dir webst einen Teppich aus Wahn und Wach und Traum und Tag. Dies Konstrukt dann Leben nennst. Mensch, erklär mir das endlich!


... legt ein Mitbewohner seine beiden Schlüssel auf das Bett. Sein Zimmer wird inspiziert, daraufhin die städtische Abfallberatung kontaktiert. Eine speziell bestellte und speziell zu bezahlende Müllabfuhr entsorgt knapp zwei Wochen später fünf 90-Liter- und ca. vierzehn 20-Liter-Säcke voll mit Restmüll, sowie etwas Kleinkram.


Einige Träume gab es auch, irgendwann im März. Farbige Träume. Von schwarzverhangenen Fenstern, hinter denen die tote Urgroßmutter lebt. Von frühlingslindgrünen Atomexplosionen, die nur einer überlebte. Man weiß nicht, wer der Einzige war.


Heuer freue ich mich darauf, in den April geschickt zu werden.