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August Stramm [1874 - 1915]

Krieg

Wehe wühlt
Harren starrt entsetzt
Kreißen schüttert
Bären spannt die Glieder
Die Stunde blutet
Frage hebt das Auge
Die Zeit gebärt
Erschöpfung
Jüngt
Der
Tod.





29.07.04

Ich bin dann mal weg. Vielleicht beim Gauklerfest oder auf einem Flohmarkt. Vielleicht mich über Geschichte informieren oder bei Kunst erquicken. Vielleicht überall. Oder anderswo.


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28.07.04

Vergessenes Werk in satten Farben: Altes Schmetterlingsbuch zufällig in Nürnberger Stadtbibliothek entdeckt


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23.07.04

Ich wusste von Anfang an, daß sie eine Lehrerin ist. Erst im Laufe der Unterhaltung stellte sich heraus, daß sie an einer meiner ehemaligen Schulen unterrichtet. Dann geht das natürlich los mit den Fragen, hin und her: Kennen Sie den noch? Was wurde aus der? Was haben Sie nach der Schule gemacht? Usw. Dann ihre Frage: Haben Sie auch einen Namen? Und ich sage ihr meinen Namen und sie beginnt zu sinnieren: ... ihre Deutschnote war ja recht gut ... Und noch bevor ich anfangen kann mich zu wundern der Satz: Ich bin die Frau R. Und für einen Moment breche ich zusammen.

Frau R. Damals bestand sie auf der Anrede Fräulein. Wir fanden das sehr seltsam, und seltsam war die ganze Frau. Naja, wahrscheinlich schien sie uns nur seltsam, wir, Mädchen zwischen zwölf und vierzehn Jahre alt, fanden alles an ihr scheiße. Ihre Kleidung, ihren Gang, ihre Art zu reden. Ich erinnere mich nicht an ihren Unterricht, vielleicht war er gut, aber das war damals egal. Zumindest bei ihr, sie hatte keine Chance. Manchmal tat sie mir leid. [Vermutlich gehört das groß geschrieben]. Doch das Gefühl, daß etwas falsch ist, daß wir, daß ich ungerecht bin, blieb vage, drang nicht zur Oberfläche. Gewissenbisse hatte ich nicht, mich nicht schlecht gefühlt wegen Frau R. Im Gegensatz zu jetzt. Nach 24 Jahren erinnert sie sich an meine Deutschnote. Und ist sehr nett, einfühlig, interessiert.

Ich schau sie mir an und das fremde Gesicht wird mit einemal vertraut, ich finde die Züge der jungen Lehrerin wieder. Ein fast scheuer Blick, der leicht schräg gehaltene Kopf und das ist alles gar nicht seltsam. Und auch ihre Art zu reden, zu gehen und ihre Kleidung, weder scheiße noch seltsam, vielmehr sympathisch.

Die Begegnung war vor drei Tagen, das wehmütig-warme Gefühl in meinem Bauch ist immer noch da.





Aufstehen, Kaffee machen, BILD lesen.


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22.07.04

In eigener Sache: Wer hier Neues sucht, wird ab sofort und rückwirkend zum 3.7.04 direkt verlinkt.





Dem Besitzer wurde die Maschine einst überlassen, sie funktionierte gut. Sie funktioniert immer noch gut, abgesehen von gelegentlichen Störungen. Es kamen Ingenieure mit detailierten Plänen und Monteure mit Werkzeug. Es wurde zerlegt und geschraubt und gefeilt, diskutiert und nachgedacht und neu geplant. Ab und an wurde die Maschine mit Schmieröl behandelt. Oder kurzfristig abgeschaltet. Es kamen neue Ingenieure mit neuen Plänen und andre Monteure mit modernem Werkzeug, der Besitzer ließ nichts unversucht. Jedoch, immer häufiger begann man die Störung zu ignorieren: Daran wird die Maschine schon nicht kaputtgehen. Läuft ja. Funktioniert doch. Ominös.

Und dann träumte die Maschine ihren Traum. Und begann zu verstehen und sich zu wundern.


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18.07.04

Übermorgen: Alfred Hrdlicka - Wie ein Totentanz


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16.07.04

Mittags um halb eins ins Bett, schlafen und träumen.

Die Chefs haben nun eine Mittagspause angeordnet: Das Haus bleibt von halb eins bis halb drei geschlossen. Einen ruhigen Raum suchen und schlafen. Wirr träumen, aufwachen und erschrecken. Keine Uhr hier, bestimmt verschlafen, nach draussen hetzen. Irgendjemand hat bereits die Türe aufgesperrt, reger Betrieb, herumirren, Orientierung suchen. Es ist kurz nach halb drei.

Aufwachen, erschrecken, wo bin ich, wie spät ist es? Kurz nach halb drei.


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15.07.04

Glasigblasige Augen blicken aus dem rotgesoffenen Gesicht, auf dem wie eingemeisselt ein blödes Grinsen liegt; die Jeansjacke umspannt stramm einen fußballartigen furchtbaren Bauch. Der Zopf im Nacken scheint das Einzige, was von einer Jugend, die vor ungefähr zwanzig Jahren stattgefunden haben mag, übrigblieb. Vielleicht auch die Arroganz in der Haltung. So arrogant wie er diesen furchtbaren Bauch zur Schau stellt, so arrogant hat er in jüngeren Jahren seine Dummheit in ihrem ganzem Ausmaß der Welt präsentiert.

Der sitzt so breitbeinig in der U-Bahn, daß ihm ein Sitz nicht genügt, egal wie voll die Bahn ist, der sitzt fest und feist.
Der johlt gern.
Der schwadroniert über die Gesellschaft und amüsiert sich beim Schauen von Talkshows über die Beschränktheit von Talkshowschauern.
Der schwärmt von seiner Jugend, dieser Jugend, damals.

War eine gute Zeit, das, mit den andren. Manchmal begegnet er einem von ihnen. Dann geht es los. Weißt Du noch? Damals? In der und dieser und jener Kneipe? Das war doch was. Erinnerst Du Dich? Das Saufen. Die Weiber. Saufen und Musik und Weiber und Motorräder. Manche erinnern sich gern mit ihm, und bald johlen sie dann zusammen. Andre haben gerade keine Zeit und blicken beim Weggehen scheu auf die Frau an seiner Seite, die das Kind an der Hand hat.

So könnte das sein. Oder anders.


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11.07.04

"Wir sind ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen ..." und haben diverse Jobs zu vergeben: Stellenanzeige





Blumen auch für Inge Meysel:

"Bevor einer unverschämt zu mir wird, werde ich unverschämt zu ihm".


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10.07.04

"Alle Frauen sollten Blumen auf das Grab von Aphra Behn streuen, denn sie war es, die ihnen das Recht errang zu sagen, was sie denken."

[Virginia Woolf über Aphra Behn]


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09.07.04

Vielleicht muss man sich irgendwann einfach entscheiden, ob man an Wunder glaubt oder nicht. Oder wenigstens, ob man daran glauben will. Oder nicht?


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08.07.04

Meine Strickweste ist weg. An keinem Arbeitsplatz und auch zu Hause ist sie nirgends zu finden, wahrscheinlich liegt sie in der Eisenbahn. Kind, wo hast Du nur Deine Gedanken. Ja wo hab ich sie denn? Sie sind an den Arbeitsplätzen und zu Hause und in der Eisenbahn. In Griechenland und im Wunderland, in Sterbezimmern und im Juchhee des Kindes. Sie wandern von Güstrow zu Dora und weiter ins Leere, sind bei H. und F. und manchmal bei euch. Unterhalten sich mit allegorischen Figuren und leibhaftigen Gestalten.

Ein Teil der Gedanken ist gekrallt. Von Leuten wie Frau S. und Herrn D.; und Ereignissen wie diesen und jenen. Ungutes Geschehen. Gekralltes Gedankengut, ganz und gar nicht gütig. Kann nicht gehen, nicht fliessen, nicht schweifen, wenn man das doch nur liegenlassen könnte. In der Eisenbahn zum Beispiel.

Schön und gut, Kind, aber was ist denn nun mit der Strickweste?
Strickweste?


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04.07.04

Ottokratisches System


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03.07.04

Geträumt hab ich vom Streik gegen das Leben und gedacht hab ich, daß das doch nur für das Leben spricht, der Tod muss nicht erstreikt werden.





"3. Juli [1913] Die Erweiterung und Erhöhung der Existenz durch eine Heirat. Predigtspruch. Aber ich ahne es fast.

Wenn ich etwas sage, verliert es sofort und endgültig die Wichtigkeit, wenn ich es aufschreibe, verliert es sie auch immer, gewinnt aber manchmal eine neue.

Ein Band von goldenen Kügelchen um einen gebräunten Hals.


3. Juli [1916] Erster Tag in Marienbad mit F. Tür an Tür, von beiden Seiten Schlüssel.

Drei Häuser stießen aneinander und bildeten einen kleinen Hof. In diesem Hof waren in Schuppen noch zwei Werkstätten untergebracht, und in einer Ecke stand ein hoher Haufen kleiner Kisten. In einer äußerst stürmischen Nacht - der Wind trieb die Regenmassen über das niedrigste der Häuser scharf in den Hof hinein - hörte ein Student, der in einer Dachkammer noch über seinen Büchern saß, einen lauten Klageton aus dem Hof. Er fuhr auf und horchte, es blieb aber still, dauernd still. »Eine Täuschung wohl«, sagte sich der Student und begann wieder zu lesen. »Keine Täuschung«, so setzten sich nach einem Weilchen die Buchstaben im Buch förmlich zusammen. »Täuschung«, wiederholte er und half den unruhig werdenden Zeilen mit seinem Zeigefinger nach, den er entlangführte."

[Franz Kafka: Tagebücher]


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