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Bayerische Provinzposse

Nürnberg:
02.01.45
Gedenkjahr

Drogenaufklärung der BBC

Männer: Blog; Seiten; Spannbettuchfaltkurs; Horror-Kühlschrank

Jacoby

Make a Flake

"Lonsdale" und dokumentationsarchiv

Fotoausstellung über das Sterben Deutsches Hygiene-Museum

Mike Leigh

Museumsverführung in Nürnberg




notiert


29.01.05
Im Zug nach Hause. Mir schräg gegenüber ein Kumpel meines Sohnes, den ich seit Jahren vom Sehen kenne, gesprochen haben wir nie miteinander. Ein Jüngling: immer sichtlich bemüht, einen ultracoolen Eindruck zu vermitteln, ich glaube, da gehört es sich nicht, mit Müttern von Kumpels zu reden. Angeblich ist er rechten Tendenzen nicht abgeneigt. Mit seiner Freundin unterhält er sich nun über Schwangerschaften und das Verhältnis zu den Eltern und übers Saufen und Sonstiges, die beiden reden so laut, daß ich nicht lesen kann, sondern zuhören muss. Und dann ...

... überlege ich mir wie es wäre, wenn jetzt der Schaffner käme und ich in meinen Geldbeutel die Fahrkarte nicht finden könnte. Hektisch würde ich suchen, mit zitternden Fingern, ängstlich angesichts des bedrohlich wirkenden Schaffners. Der Jüngling wäre meine Rettung: Meine Not bemerkend würde er durch den Waggon rufen, daß ich zu ihm gehöre und auf seiner Mobicard (Ganz komfortabel sind 1-6 Personen (max. 2 ab 18 Jahre) mit nur einer Karte unterwegs.) mitfahre.

Doch Schaffner regen sich in so Situationen meist furchtbar auf, weil es vor Antritt der Fahrt ausgemacht werden muss und nicht im Zug und dieser Schaffner wäre nicht anders. Er würde schimpfen und mir beharrlich zusehen, wie ich das Chaos in meinem Rucksack in ein Chaos auf der Sitzbank ausbreite. Doch es hülfe alles nichts, die Karte bliebe verschwunden. Sehr peinlich. Ich hätte große Angst, daß er mich am nächsten Haltepunkt aus dem Zug schmeisst, mitten in der Prärie stünde ich, und mir zudem das Strafgeld aufbrummt.

Ich stelle mir vor, daß der Zug an diesem Haltepunkt stehenbleibt. Der Herr in Uniform müsste aussteigen, um seiner Tätigkeit am Gleis nachzugehen, nicht ohne mir vorher noch zu verkünden, daß er gleich meinen Personalausweis zu sehen wünscht. Und nun - schießt ein Schatten auf mich zu, drückt mir ein Stück Papier in die Hand und verschwindet wieder. Verschwommen sehe ich eine Mobicard in meinen tremorgeplagten Fingern, mir ist schlecht vor Aufregung, das glaubt der Schaffner doch nie! Der Zug fährt schon wieder, der Zugbegleiter ist sogleich im Anmarsch - und ich hielte ihm strahlend die Fahrkarte mit der einen und den zerfledderten Block mit der andren Hand entgegen: "Da hat sie sich verkrochen! So ein Glück!" Der Schaffner würde blöd schauen und ein Jüngling und ich uns zuzwinkern. Nach dem Aussteigen bei uns zu Hause gäbe ich ihm seine Fahrkarte wieder zurück und dann ...

... laufen wir ein Stück des Weges gemeinsam durch die Nacht, der Kumpel, er heißt P., seine Freundin und ich, wir unterhalten uns über Schaffner, rechte Tendenzen und Umzüge.


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28.01.05
Jetzt weiß es auch der Spiegel und somit spare ich mir das Abtippen des Artikels aus der gestrigen Abendzeitung: Bayerische Provinzposse - Wie eine Putzfrau beinahe zur Kulturmanagerin aufgestiegen wäre




F. am Telephon: "Heute abend gibt es Apfel-Bananenquark. Wenn Du Lust hast, dann komm einfach!"
Ich: "Im Ernst?"
F.: "Ja klar! Nur wenn Du Lust hast ... Kommst Du?"
Und mein Herz jubelt und springt: "Ja gern, hmmm, lecker, ja, ich komme gerne!"
F.: "Cool! Kannst Du Kippen und Tiefkühlpizza mitbringen?"

War ein sehr schöner Abend. Auch wenn wir vor lauter Unterhalten und Pizza keine Zeit mehr für den Quark hatten.


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24.01.05
Ich saß jetzt lange am Fenster und habe dem Schnee zugesehen. Er rieselt nicht leise, sondern der Sturm treibt ihn kreuz und quer hin und her. Es entspricht meinem Inneren. Ich denke über die vergangenen vier Monate nach, wie war das alles überhaupt. Und merke, daß ich mich an manches schon nicht mehr sicher erinnern kann. Warum nur habe ich so wenig aufgeschrieben? ("Weil du kein bißchen dazu in der Lage warst, ganz einfach.") Ja, ich weiß.

Es hat jetzt aufgehört zu schneien.


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23.01.05
Das Kind ist aus dem Haus: Gestern ist mein Sohn endgültig ausgezogen. Vielleicht erzähle ich mal von den teilweise schon dramatischen Szenen des letzten Jahres, von den Gefühlen und dem Durcheinander insbesondere der letzten drei Monate. Der Mietvertrag für seine Wohnung ist immerhin seit Mitte Oktober 04 unterschrieben. Gestern ist er also ausgezogen und vorhin, um 10.15 h weckt mich eine sms aus unruhigem Schlaf nach schlimmen Träumen: "Na, scho wach? :-)" Klingt, als wäre er fit - dabei ist noch nicht mal Mittag. Ich staune.

Nach kurzem Sms-Wechsel stehe ich auf und rufe ihn an. Er ist freundlich und lieb und voll im Streß - nämlich am Abspülen! Jetzt bin ich einigermaßen fassungslos und stelle mir vor, wie er da steht in seiner Küche und abspült, und ich denke zurück, wie das früher war, als ich ihn hin und wieder bat, mir doch beim Abspülen zu helfen ...

Kurz und gut, heute Nachmittag kommt er zum ersten Mal zu mir zu Besuch! Ich freue mich sehr, obwohl der Besuch weniger aus Sehnsucht denn aus Notwendigkeit stattfindet, schließlich hat er einiges vergessen. Unter andrem sein Waschzeug, und daß er das schon am ersten Tag vermisst ("ich muss heute unbedingt mein Waschzeug mitnehmen, das ist ja sonst ekelhaft"), macht mich endgültig sprachlos. Und gibt Anlaß zur Hoffnung.

Ich hätte das alles Euch, die ihr mich und F. kennt, gern persönlicher erzählt, am Telephon oder per mail, doch mir fehlt die Zeit. Ihr wisst, bei mir ist es nie sehr ordentlich, doch jetzt scheint es, als säße ich inmitten einer Müllhalde. All das Zeug, das sich zehn Jahre im Kinderzimmer ansammelte ist nun in der ganzen Wohnung verteilt. Wer mal einen Blick in dieses Kinderzimmer geworfen hat, kann sich vielleicht ungefähr vorstellen, was hier los ist. Aber nur ungefähr, denn mehr als einen Blick hat er aus gutem Grund nie zugelassen, geschweige denn das Besichtigen der Schränke und Schubladen.

Bis Ostern, das scheint mir realistisch, sollte die Wohnung wieder besuchsfähig sein. Obwohl, Ostern ist heuer ja schon Ende März ...

Ich bin gespannt, wie alles wird.


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19.01.05
In einigen Jahrzehnten werden sich nur noch die Alten an das Lachen von damals erinnern.


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16.01.05
Die Stadt Nürnberg muss sparen. Wie dies vonstatten gehen soll, darüber machen sich einige Dilettanten so ihre Gedanken und die sind in der Tageszeitung dieses Wochenende nachzulesen. Einer der Vorschläge: Streichung der Museumskassenkräfte. Ich bin begeistert - das hieße dann doch wohl, daß der Eintritt in Nürnberger Museen kostenfrei wird!?


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10.01.05
Michael Beutler: nicht innen sondern außen - nicht drinnen sondern draußen
Eine Ausstellung in Frankfurt

Eines der Kunstwerke wurde verwechselt ...

Herr Beutler also in den Fußstapfen des Herrn Beuys, der weniger sympathisch reagierte.




Eine neue Bekannte meines Sohnes fragte ihn, wer denn "das Mädle" gewesen sei, mit dem sie ihn vor einigen Tagen um fünf Uhr habe laufen sehen ...? Nachdem die Frage, ob fünf Uhr nachts oder nachmittags geklärt war (nachmittags) stand fest, daß es sich nur um meine Wenigkeit handeln konnte.

Ich bilde mir darauf nichts ein. Höchstens ein bißchen. Doch dann fällt mir der fremde, ältere Herr ein, mit dem ich mich über den Zweiten Weltkrieg unterhielt. Er erzählte ein wenig von seinen Erlebnissen. Den Schrecken. Der Unbegreiflichkeit. Um mich dann anzublicken und zu fragen: "Und Sie? Was haben Sie in der Zeit gemacht, waren Sie damals schon in Nürnberg?"

Die Menschen und ihre Wahrnehmung.


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07.01.05
Seit ich sie kenne bewundere ich ihre Haare. Mittellange, fast tiefschwarze Haare, glatt, glänzend und sehr voll. Diese Haare sehen immer schön aus, egal ob offen getragen oder zusammengebunden, ob frisch gewaschen oder frisch aus dem Bett. Kürzlich sagt sie zu mir: "Ich hätte so gern so Haare wie du. Ich überlege, ob ich meine ausdünnen lassen soll." Grmpf.

Und weil mein Internet mal wieder nicht geht, bleibt die Welt von dieser Belanglosigkeit für heute verschont.


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06.01.05
Und so schwiegen sie gestern und hielten inne und gedachten. der Opfer: der Toten und der Überlebenden. Drei Minuten für die Opfer, drei von oben verordnete Minuten zum Gedenken, Nachdenken, Denken. Dann ging es nomal weiter. Man konnte beruhigt sein Leben wieder aufnehmen und dem Kollegen ans Bein pissen, die Kinder anschreien, dem Bettler einen abfälligen Blick zuwerfen. usw.

Unzählige drei Minuten sind der Schatzmeister, der König des Lichts und der Myrrheträger unterwegs.


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05.01.05
Hier gibt es heute nichts zu lesen. Sie können sich aber gerne neue blaue Blumen anschauen.


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03.01.05
Ein paar neue Postkarten, mit speziellen Grüßen an meine Tante Erika :-)





Das neue Jahr ist auch nicht anders als das alte letzte Woche noch war, ein Narr ist, wer's erwartet hätte. Silvester war erträglich, um halb zwölf in der Nacht begann ich das Bad zu putzen, um zwölf Uhr schaute ich einige Minuten aus dem Schlafzimmerfenster, es zeigt hin zur Stadt, dort war es im Vergleich zu den letzten Jahren ruhig, dann schaute ich ungefähr zwei Minuten aus dem Wohnzimmerfenster auf die Dörfer und die Straße, dort ging der Punk ab. Ich widerstand dem Impuls, unter den Tisch zu kriechen und ging wieder ins Bad. Hier im Ort knallt und heult es heute noch.

In der Stadt hat es vor sechzig Jahren nicht mehr geknallt, aber geraucht. 2005, Gedenkjahr in Nürnberg. Wird in andren Städten auch so viel gedacht?


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