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notiert


29.07.05

Für jeden, der sich bis 10.08.05 beim Internetportal Ich will Gerechtigkeit registriert, wird ein Förderer einen Euro an die Äthiopienhilfe von Karlheinz Böhm spenden.
Presseinfo


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24.07.05

Die Fenster sind freigeräumt, Möbel verstellt. Da könnte man ja gleich mal gründlich staubsaugen. Und Fenster putzen. Und Heizkörper putzen. Und die Decke streichen. Und Jalousien putzen. Jalousien putzen? Wozu? Ich habe mein ganzes Leben noch keine Jalousien geputzt. Was vielleicht ein Fehler war, wie ich nach getaner Arbeit einsah.

Interessantes freies Wochenende war das. Noch herrscht Chaos, doch das Ende ist abzusehen.


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19.07.05

Ich weiß nicht, warum es so ist, und falls ich es doch weiß, spielt es keine Rolle, nicht hier und jetzt, jedenfalls ist es so: Ich mag es nicht, wenn fremde Leute in meine Wohnung wollen oder müssen. Ich mag es nicht nur nicht, es versetzt mich teilweise in unsägliche Zustände, die schon Tage vorher beginnen. Diesmal so stark, daß ich F.'s Vater und seine Frau um Unterstützung und zum Kaffee gebeten habe. Weil es hat sich der Maler angemeldet, um die Fensterrahmen außen zu schleifen und zu streichen. Eine Tortur allein die Vorbereitung, schließlich soll zu den Fenstern Zugang bestehen anstatt vor den Fenstern Schränke, Pflanzen und Krimskrams rumstehen. Doch alles ist machbar. Um halb zwei kam mein Kaffeebesuch, um zwei Uhr der Maler. Der sieht ganz nett aus und gar nicht furchteinflößend, er bekommt auch eine Tasse Kaffee und arbeitet sich von Zimmer zu Zimmer.

Irgendwann steht er da so vor uns, ein bißchen schüchtern wirkt er, als müsse er sich ein Herz fassen und dann sagt er: "Ich glaube, wir kennen uns ..." -???- "In Z., damals, bei der Elli ..."

Bei der Elli. Gute Güte. Elli war eine der beeindruckendsten Wirtinnen, die ich jemals kennengelernt habe, und sie führte eine Kneipe, die auf meiner Absturzkneipenliste ganz weit vorne zu finden ist. Elli war eine lebende Karikatur. Klassisch. Hoch aufgetürmtes blondiertes Haar, grelle Schminke, viel zu jugendliche Kleidung auf dem alten Körper, wie alt wird sie gewesen sein damals, 40 oder 60 oder 107 Jahre?, ich glaube, niemand wusste es. Sie hatte immer die selben Gäste, junge und alte, nette und weniger nette, wir waren keine Gruppe, wir hatten nur eins gemeinsam, wir soffen bis zum Umfallen. Deutlich erinnere ich mich nur an eins, daß ich meine wunderschöne grauglänzende Stoffjacke, die ich mir von meinem ersten Ausbildungsgehalt kaufte, dort vergaß oder mir klauen ließ. Elli ist schon lange tot, irgendwas mit der Leber, so sagte man.

Den Maler sieze ich jetzt nicht mehr, frage, flüsternd fast, wie er denn heißt, wer er denn ist, will ich das wirklich wissen? "Man nannte mich Tarzan." Tarzan. Einer der Netten damals. Einigermaßen gemäßigt. Wir unterhalten uns, ist es wirklich schon zwanzig Jahre her?, ja, ist es, und weißt du noch, und triffst du noch wen, und wie erging es dir und wie geht es dir. Das Leben. Wie es spielt und wie man mitspielt. Worüber wir vor zwanzig Jahren geredet haben, keine Ahnung, vielleicht waren es ähnliche Themen. Eins aber weiß ich sicher: Morgen früh werde ich mich noch daran erinnern, daß ich Tarzan heute getroffen habe. Und ich werde mich sogar erinnern, worüber wir uns unterhielten.


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15.07.05

Mein Sohn hat ganz nebenbei die Mittlere Reife erreicht!

Kultusministerium:
"MITTLERER SCHULABSCHLUSS DER BERUFSSCHULE
Voraussetzungen sind hier
- Abschlusszeugnis der Berufsschule mit einer Durchschnittsnote von 2,50 oder besser
- abgeschlossene Berufsausbildung
- Nachweis mindestens befriedigender (= Note 3) Englischkenntnisse, die dem Leistungsstand eines fünfjährigen Unterrichts entsprechen."


Das ist einfach nur toll toll toll!


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14.07.05

Ich sehe die ältere Frau von hinten. Der Rock altmodisch und abgetragen, ebenso die Jacke, aber sauber, hier unten im Bahnhof keine Selbstverständlichkeit. Sauber gewaschen auch die Haare, die nach einer herausgewachsenen Dauerwelle aussehen und zumindest einen Schnitt vertragen könnten. Die Frau scheint sich etwas anzuschauen, sie steht eine Weile, bevor sie weitergeht, ganz leicht den Kopf schüttelnd. Und da sehe ich, was sie gelesen hat. Die Bildzeitung am Zeitungsstand mit der riesigen Überschrift: "Peter Hartz - 15.000 Euro Rente!" [... oder so ähnlich ...]


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13.07.05

Eine junge Frau wird sexuell belästigt. Als erste Ansprechpartnerin bringst Du sie und ihre Begleiterinnen in einen ruhigen Raum, sorgst für gute, angemessene Betreuung. Gehst wieder Deiner Wege, aufgewühlt, verstört, abwesend. So viele Gedanken, Gefühle, Erinnerungen. Die nächste bewusste Wahrnehmung brennt sich ebenso in Deinen Kopf wie vorhin das Gesicht der jungen Frau. Ein Typ. Er hätte Dich auch vor einer Stunde, vor dem Erleben, angewidert. Jetzt ist der Abscheu abgrundtief. Wegen dem T-Shirt, das er trägt, auf dem steht groß FBI. Darunter klein: Female Body Inspector.


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08.07.05

Meinen Augen geht es wieder gut.





Es war vor ungefähr zehn Jahren, S. war damals 16 oder so. Der Hubschrauber, in dem sie reanimiert wurde, brachte sie auf die toxikologische Intensivstation und dann das volle Programm.

Einige Tage liegt sie da in ihrem Bett, intubiert, bei Bewusstsein, die Augen riesenängstlich. Nach der Extubation und der Befreiung von den andren Schläuchen steht sie auf, sie weiß ja nicht, daß sie gelähmt ist. Oft wird sie vor dem Bett gefunden. Ein Mensch alleine kann sie aufheben, wie ein Kind ins Bett zurück legen, so federleicht ist sie. Langsam lernt sie zu gehen und langsam beginnt sie zu sprechen, die ganze Sorge gilt dem Hund. Jemand macht sich auf zum Hauptbahnhof, frägt sich durch die Szene der Punks hin zu P., der weiß: Dem Hund geht es gut. Und S. geht es zusehends besser. Sie gesundet, legt eine unglaubliche Energie an den Tag, wird strahlend schön, spricht mit Sozialarbeitern und es ist die Rede von Therapie und betreutem Wohnen. Eines Tages ist sie verschwunden, einfach weg. P. meint, sie wäre zurück in ihre Heimatstadt. Vielleicht wird ja alles gut.

Jahre später schlurft sie durch den Hauptbahnhof. Immer noch winzigdünn, immer noch rotgefärbtes Haar, immer noch mit Hund. Ansonsten ist nichts, wie es war, während ihrer letzten Tage im Krankenhaus, damals. Ihr Zustand ist erbärmlich. Sie ist kein Dauergast im Bahnhof, wie viele andre es sind, doch wenn sie auftaucht ist es schrecklich. Schrecklich traurig.

S. ist heute vor einer Woche gestorben.


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06.07.05

So oft hab ich mich hinter Schleiern versteckt, nun versteckt sich die Welt vor mir. Schleiersehen, eine Nebenwirkung der Salbe, die ich mir zweistündlich ins rechte Auge streichen soll. Weil ich mir die Hornhaut abgeschliffert habe. Das linke Auge allein ist hilflos. Es gäbe so viel zu tun, doch ich bin gezwungen, innezuhalten.

Erosio

Weder habe ich geheimwerkt noch mit Pflanzen oder Kleinkindern zu tun gehabt. Es liegt also nahe, an eine psychosomatische Ursache zu denken. Ja, das ist ein Witz, aber er ist nicht lustig, denn: Wie oft habe ich gestoßseufzt während der vergangenen Wochen: So kann das nicht weitergehen ...! Na also.

Die Beschwerden heute schon besser als gestern und viel besser als vorgestern.


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