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31.12.02
Oh, schon 23.00 Uhr. Seit ca. fünf Stunden ist Ruhe im Haus, nachdem der Lärm noch groteske Ausmaße annahm. Seit fünf Stunden bin ich dabei, a) meinen Drucker zum Laufen zu bringen, mittlerweile erfolgreich; b) einen gerechten Dienstplan für Januar zu erstellen, mittlerweile wahrscheinlich erfolgreich, noch nicht exakt durchgerechnet; c) das Gerüst dieses Planes auszudrucken und zwar im Querformat. Mittlerweile bastle ich die Sache in Photoshop, weil Word und ich, wir sind kein gutes Team. Mit Sicherheit bin ich damit noch bis nächstes Jahr beschäftigt, und das ist gut so. Silvester und ich, auch keine gute Kombination.
Wünsche allen eine angenehme Nacht, ein wohlfühliges Erwachen und ein besseres nächstes Jahr.
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Manchmal nervt mich die Lautstärke der Musik im Zimmer meines Sohnes. Vorhin, ich wollte schlafen, bat ich ihn genau darum: um laute Musik. In der Hoffnung, Goethes Erben oder dergleichen würde das inhaltslose Gestampfdudel der Nachbarn, "Wassindwirallelustig"-; "DasLebenistSpearsähhhParty"-; "DubistsoKetchuptrallala"-Zeugs der Nachbarn übertönen, welches nicht nur nervend, sondern extrem aggressionsfördernd ist. Hat nicht geklappt, kein Schlaf möglich. Mit Tricky und einem wütenden Staubsauger dagegengehalten. [Nachdem ein Riesenkarton voll mit Papier in den Keller und 2 Kisten voll mit Papier zur Tonne gebracht wurden, ist hier sogar wieder Platz zum Staubsaugen. Und meine schönen neuen alten Stühle, mittlerweile sich beim Tisch befindend, sind frei zugänglich.] Früher hatte ich fast ausschließlich angenehme Nachbarn hier im Haus, und die unangenehmen waren wenigstens still.

"...ich bin mir selbst schuldig, einem unerträglichen Zustande ein Ende zu machen." [G. Büchner] . . . Hm . . .

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Es schneit. Zum ersten Mal diese Saison. Kamera schnappen, auf den Balkon, der erste Schnee soll dokumentiert, der Film endlich voll werden. Ein Bild von dicken Flocken vor den Bäumen, nun die Gleise - und aus ist es. Schon wieder die Batterie. Kein Bild vom weißen Treiben auf den Gleisen.

Das war doch erst... Wann waren die Batterien zuletzt leer? Im Weblog suchen, dort steht es, im Alten noch. Dort steht soviel. Ich häng mich fest. Stelle fest, daß ich seit zwei Jahren und wenigen Tagen eine hp habe. So kurz erst? Ein Jahr im Netz sind sieben Menschenjahre, sagte mir jemand. Wo ist der Batteriebericht? Ich wollte damals die Schnecke photographieren, muss Frühjahr gewesen sein. Lesen. Rückblicken. Unversehens finde ich mich bei einem Jahresrückblick. Mag das jetzt nicht. Mussten die Batterien ausgerechnet heute ihr Ende nehmen? Es ist egal, wann ich die Schnecke sah. Alt + F4.
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Beim Zerkleinern des Dickmann-Kartons sah ich das schöne Innenleben. Silbriger Glanz, und das auf fester Pappe. Aufheben! war der Spontangedanke, Aufheben und irgendwann verarbeiten. Sowas ist u.a. für das Wohnungselend verantwortlich. Schränke und Schubladen sind verstopft von schönen und interessanten und irgendwann vielleicht einmal auch nützlichen Dingen. Bücher-, Papier-, Photo- und mehr -stapel wachsen kontinuierlich von der Wand an ins Innere des Raumes. Der wird immer enger. Bald kein Platz zum Essen mehr.
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Der Fouqué-Verlag macht keinen schlechten Eindruck. Arno Schmidt würde, ich vermute mal ins Dunkle hinein, dennoch aus dem Grabe heraus schimpfen, wenn er denn könnte.

"Mit einem eisernen Haken: vorm Ofenloch kauernd: da glüht Alles fremd und edelsteinern, aber so klar, daß man hinein möchte. Salamander sind keine so dumme Hypothese. Not so bad, not quite so bad. Und natürlich fielen mir Hoffmann ein, und Fouqué: mein Fouqué: Den möchte ich sehen, der davon nur halb so viel weiß, wie ich! Wenn jetzte die Fee Radiante vor mich träte, und mir drei Wünsche frei gäbe ... ich spreizte die Hand und kniff den Stoppelmund ... drei Wünsche ... (ich werd Euch was pfeifen; denn am Wünschen erkennt man den Menschen, und ich bin nicht Sir Epikur Mammon!)"

[aus: Arno Schmidt: Brand's Haide]
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29.12.02
Wer einundsechzig Stufen zu erklimmen hat, um an die Wasserstelle zu gelangen, dem sei geraten, zum Holen des Wassers einen leeren Behälter, z.B. den vorhandenen Wasserkocher, anstatt einer mit Cappuccinopulver gefüllten Dose mit nach oben zu nehmen.
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Weihnachten macht mir schon lange nichts mehr aus, doch für die nächsten Tage wünscht ich mir ein Erdloch. Wo sonst wäre dem Geknalle und Gesirre und Geheule zu entkommen. Und das Andre?
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27.12.02
Ich war heute hier in der Photoausstellung, (jedoch, es ist das komplette Museum interessant, selbst die Motorräder hatten einen gewissen Unterhaltungswert), sah einige Bilder, die mir ausgesprochen gut gefallen, kaum ein Bild, das mich nicht ansprach, wenigstens irgendwie.

Online ist leider nicht viel zu finden, das auch überzeugt, deshalb beschränke ich mich auf den genialen Horst Schäfer; sowie Günter Derleth und Lajos Keresztes.

Unabhängig von der Ausstellung möchte ich einen Google'schen Zufallsfund ans Herz legen, zum Glück fand ich den, wie schön diese Photos sind.
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Franziska Gräfin zu Reventlow: Je mehr ich in ihren Tagebüchern lese, desto nervöser werde ich.

Auch die Materalien beachten, es finden sich weitere Texte, eine ausführliche Biographie und eine Photosammlung.
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Schlafen, in Etappen, immer wieder unterbrochen durch entweder Druck im Magen oder auf der Blase oder Telefongeklingel oder sonstwas. Wie nur passen in ein paar wenige Stunden Schlaf so viel Details, so überwältigend viele Details ohne Zusammenhang? Blaue Käfige, für Tauben oder Hasen; ein großes rundes Treppenhaus, das ich erklimme und dann von oben herabblicke in die Tiefe, doch da biegt eine Direktorin um das Rund; im Krankenhaus frägt mich jemand nach dem Exfreund, ich erinnere mich nicht an dessen Namen; ein Baby, vielleicht acht Wochen alt, es trinkt sitzend auf dem Küchentisch Johannisbeersaftschorle aus der Glasflasche und erzählt schmunzelnd, daß das Leben durchaus interessant sein kann; eine der alten Wohnungen, im Dachgeschoß ist ungewöhnlich aufgeräumt, doch spinnwebverhangen, hinten am Fenster steht eine vertrocknete Topfpflanze, darin sich zwei riesige Käfer mit furchterregenden Gesichtern befinden, auch vertrocknet oder nicht, das ist die Frage; ein anderes Krankenhaus mit einem vergessenen Patienten in der Ecke.

Während der wenigen Stunden ein unablässiges Blitzen in meinem Schlafhirn, ich sehe und höre und fühle. Am Morgen bleibt das Betrachten des Bodensatzes, im Laufe des Wachens werden sich dazu weitere Stückchen gesellen, weitere Blitze, Erinnerungsblitze, das sind so die Tage nach diesen Nächten: verzahnt mit dem Erleben im Schlaf, vielleicht haben sich bis zum Abend alle Puzzleteilchen zusammengefunden, vielleicht gelingt auch das Zusammensetzen, vielleicht zeigt sich ein Zusammenhang.
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26.12.02
Mit der Rolltreppe fuhr ich nach oben in den Bauch des Bahnhofes, dort saßen die Punks mit Hunden und Musik, ein wenig abseits stand er und blickte mir entgegen. Er, mit dem ich mich nicht verabrede, weil wir uns ohnehin immer wieder begegnen. "Hallo" sage ich, und "Hallo" sagt er und ich bleibe vor ihm stehen. Er sagt nicht, daß er auf mich gewartet hat, er sieht nur so drein, als hätte er auf mich gewartet. "Ich habe was für Dich dabei" meint er, und zieht aus der Ledertasche eine Plastiktüte. "Jetzt schenkst Du mir Dein Buch" freue ich mich, "heute morgen schrieb ich darüber auf meiner hp." Erzähle von meinen wenigen Sätzen und es freuen sich zwei Menschen, dazu gesellt sich insgeheim ein klitzekleines Staunen über sich kreuzende Wege.
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"M. meinte mal, für ein Gehalt weniger als x Euro in der Stunde würde sie ihren Arsch am Morgen nicht aus dem Bett bewegen."
Das glaub ich, daß sie das gesagt hat, und zwar genau so. Das ist der Unterschied. Einer weiß, daß er ein Narr ist und der andre glaubt, keiner zu sein. Merkwürdige Gestalten sind sie beide.





Ich bin ja mal gespannt, wie das hier bei Google weitergeht.





Ein Buch wie aus einer anderen Zeit, liebenswert von der ersten bis zur letzten Zeile

Das schon erwähnte Buch, nun Information dazu auch online. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, verlasse mich auf mein Gespür und den Rezensenten, auf den normalerweise Verlaß ist, und empfehle das Buch als: Lesenswert. Verschenkenswert.
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24.12.02
[Nachtrag: Der Spiegel berichtet von sechs Millionen Gänsen, die jährlich, also nicht nur zur Weihnachtszeit, in Deutschland verzehrt werden. Vorsicht: Der Bericht könnte Übelkeit, Aggression, Ekel und/oder Trauer hervorrufen.]

Während des Bahnhofgottesdienstes der Stadtmission gab es betretene Gesichter. Nicht bei Schilderungen der Zustände im Nahen Osten, nicht beim Berichten über Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo, nein, die Leute wurden verlegen, als einer der Prediger über die Gänse sprach. Über die Schönheit der Gänse, über Konrad Lorenz und die Gänse, die vielen hübschen Gänse, die er kürzlich noch auf einer Wiese beobachtete, deren Geschnatter er bestaunte. Die Wiese ist nun leer, schon letzte Nacht war es dort still. Sechs Millionen Gänse, so meinte er, lassen allweihnachtlich in Deutschland ihr Leben. Ungefähr fünfzehn davon, grob geschätzt, für die Gaumen Anwesender.


Die drei Stunden im Kino dann vergingen viel zu schnell. Wunderschön die imaginär trauernde Arwen in der grauen Ruinenwüste, faszinierend dargestellt die Zerrissenheit Gollums, und Legolas, achja: Ich versichere, auch wenn gewisse Gerüchte sich hartnäckig behaupten, daß ich mich nicht nur wegen Orlando Bloom auf "Die Zwei Türme" gefreut habe. Auch wenn ich ihn gern sehe, zum Beispiel hier. Nein, es hängen keine Poster in meiner Wohnung.
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22.12.02
Es scheint, als wäre das Leben alleine weitermarschiert. Treibt sich irgendwo da draussen herum und macht, was es will. Gut möglich, daß so ein Leben die Zeit nicht mit jederman verbringen mag, aber seinen Menschen einfach in der Wüste sitzen zu lassen: müsste nicht sein. Ob es sich einfangen lässt? Ob es sich einholen lässt? Vielleicht sollte man es kurzerhand abschießen. All diese Möglichkeiten, wie mühsam und beängstigend, mit welch schier übermenschlicher Anstrengung scheinen sie verbunden. Bleibt eins: Auf die Seifenblasen warten. Nicht wieder draufsetzen und ein Stück mit fortschweben, nein, diesmal die Geheimtür öffnen, die Welt aussperren und ein Weilchen schlafen, eingehüllt in seifenblasige Membran, in Ruhe und Zartheit.
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20.12.02
Nie wieder möchte ich an einer Weihnachtsfeier teilnehmen, die zugleich eine Abschiedsfeier ist. Nie wieder.
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18.12.02
Zeit der Melodien. Unabhängig vom immer rascher dick werdenden Mond, war er nicht letzte Woche erst rund? Ein dürrer Finger drückt den unsichtbaren Knopf: Eine Melodie ertönt. Füllt den Raum und drängt beiseite, drängt heraus, störendes, zwickendes, lästiges Etwas, gerade rechtzeitig, gerade noch. Bevor es vollends verzweifelnd macht. Alan Stivell, Live in Dublin. Irgendwann also hat sich auch dieses kleine Lied festgesetzt, auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um nun, mal laut, mal leise, aber immer beständig, dazusein.
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16.12.02
Die Kündigung gestern war schnell geschrieben, zwei Sätze mit Füller, immerhin, auf kariertes Blockpapier. Nach dem Gegenzeichnen heute - ein unerwartetes Gefühl der Freiheit.

Heute ist mein Drucker am richtigen Rechner angeschlossen, bestückt mit neuer Schwarzpatrone; und mit Bewerbung und Lebenslauf will ich mir Mühe geben. Obwohl (oder weil?) es nur noch eine formelle Angelegenheit, für die Akten wohl, ist. Schon lange hab ich keinen Lebenslauf mehr geschrieben - und staune sehr: Ziemlich lang war er das letzte Mal (1994?) und noch viel länger ist er jetzt. Wenn das so weitergeht, wird er, falls man für den Rentenantrag einen Lebenslauf benötigt, falls es soweit kommt, etliche Seiten umfassen. Also in der Grundschule war ich vier Jahre. Und dann nirgendwo länger als drei Jahre. Halt, falsch, beim Arbeitsamt gemeldet war ich zusammenhängende vier Jahre. In dieser Zeit habe ich, zufällig, mein Kind geboren, das ist gut so. Denn vier Jahre Familienphase klingt doch ganz anders in so einem Lebenslauf als vier Jahre arbeitslos. Jedenfalls, es war mühsam, den Lauf des Lebens so zusammenzufassen und als es ans Drucken ging - funktionierte die neue Patrone nicht. Vielleicht liegt es auch den Düsen. Der Lebenslauf und auch die Bewerbung sind nun wirklich schön geworden, nämlich in blau.

Eine sehr interessante Stellenanzeige las ich mal im Zug nach Berlin. Der Zeitungsausschnitt ging im Flieger mit nach Corfu, von dort eine mit Kuli auf DIN-A 5 kariertes Blockpapier geschriebene Bewerbung zurück nach Deutschland. Nach meiner Rückkehr rief ich an, hatte den Chef auch gleich am Telefon, der, nachdem er nur meinen Namen vernommen hatte, meinte: "Oh, Sie sind die aus Griechenland! Wann kann ich Sie kennenlernen?"
Wäre eine wirklich interessante Aufgabe gewesen, und immerhin war ich die Nummer eins von ca. 45 Bewerber/innen, die die Stelle nicht gekriegt hat.

Beschäftigt mich sehr, die Arbeitssituation, das Arbeiten überhaupt. Mein sozialer Abstieg, zum Teil sehr bewusst. Das Unverständnis: "Wie kannst Du für so wenig Geld so einen Scheißjob machen?" Die Frage, wann ein Job ein Scheißjob ist. Wenn er kein gesellschaftliches Ansehen hat? Das bleibt meist unausgesprochen. Die Fassunglosigkeit vieler, wenn ich sage - mir macht diese Arbeit Spaß [Trotz des Geldes? Trotz der Stundenzahl, der Ungerechtigkeiten, trotzdem Du mit diesem Job ein "Nichts" bist?!]. Heute wieder die Kollegen: Du bist doch nicht dumm - warum bleibst Du hier? - sie gehen alle weg, alle dorthin, wo sie mehr verdienen (und immer noch wenig genug), und sie sind mürrisch, grausen sich und fragen sich. Hm. Fröhlich bin ich auch nicht grad, aber das ist nicht weiter ungewöhnlich, doch mir graut es nicht vor Januar, zwar wird es schwierig werden, aber sehr spannend und nicht langweilig, nein, ich habe keinen Grund mich zu grausen. Das bedeutet mir viel. Hm. Viel zu viel Geplapper heute.
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15.12.02
Im TV läuft gleich Das Leben ist schön. Ich kenne den Film (noch) nicht, will ihn schon lange sehen [Hallo Isa :-)] Wird, so viel ich weiß, am 25.12. auf einem andren Sender wiederholt.

Beim Duschen eben habe ich etwas Interessantes entdeckt. Nächstes Mal geht die Kamera mit in´s Badezimmer, das könnten schöne Bilder werden. Keine Sorge, ich spreche nicht von meinen Füßen.
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Öffentliche Verkehrsmittel die 327.:

Zwei Jugendliche am Morgen in der Bahn

"Ist dein Vater nicht in die Kirche?"
"Nein, der hat noch gepennt, weil der hat momentan kein Geld daheim."



Männer am Nachmittag in der U-Bahn

Einer der Männer sitzt mir in der U-Bahn gegenüber, sein Bekannter steht und redet ununterbrochen. Das Themenspektrum reicht vom neuen Preissystem des öffentlichen Verkehrsverbundes über den Christkindlesmarkt bis hin zu der Frau, die am Bahnsteig entlangläuft: "Die ist doch besoffen, schau mal! Besoffene Weiber, mei, besoffene Weiber schauen alt aus. Die kann man dann richtig schön -" ... und es folgte eine der widerlichsten Gesten verbunden mit einem der ekelhaftesten Geräusche.

Der Dolch schießt mir in den Kopf.

Gefühle spielen sich innen ab, so wurde das gelernt. Die manchmal auftretenden Erstarrungen werden nicht äußerlich sichtbar, sie haben es nicht zu werden. Auch das Zittern findet innen statt. Es muss weg, es soll aufhören. Stuporöser Tremor, unsichtbar, unbemerktes Krampfen, starr starr starr, verhärten verspannen verkrampfen. Wehren. Abwehren. Kämpfen. Unsichtbar.
Der sitzende Mann, was tut er, einem kurzen Blick folgt ein langer [und das ist der Grund, dies überhaupt zu erzählen]. Der Blick scheint um Entschuldigung zu bitten, fast unmerklich nickt er, langsam als wolle er zu beruhigen versuchen, als wolle er sagen "bschbschbsch, ich weiß, bleib ruhig, ich weiß ..." - beinahe wie ein Pfarrer, oder ein Arzt.
Nachdem das Arschloch ausgestiegen ist, ringt er nach Worten, der sitzende Mann, stößt ein "das ist nicht so, der kann nichts dafür" hervor, steht auf und verschwindet.
Gummiband und Fingernägel helfen beim Zurückfinden.



Am Abend im relativ leeren Raucherabteil warte ich auf Abfahrt, verspätet natürlich, des Zuges. Schüler steigen hinzu, eine Klasse, wie ich den Gesprächsfetzen entnehme: ca.18-jährige, durchwegs cool, gekleidet im Hip-Hop-Stil (es sind Stuttgarter). Der Zug fährt an und es dauert nicht lange, da traue ich meiner Nase nicht: Der Geruch von Haschisch durchdringt das Abteil, kein Hauch von Duft, sondern ein satter dicker Qualm. Ich wundre mich über den Leichtsinn, der Lehrer sitzt nebenan und überhaupt, Schaffner, Mitreisende, außerdem sind wir, wenn auch in Nürnberg, trotzdem in Bayern. Verlegenes Kichern höre ich, und Flüstern: "Hey man, riechst du das, was geht, Alter, pack ich's?" Ich schau rum, die Jungs schauen rum und fast gleichzeitig entdecken wir ihn. Den schon älteren Mann, Schnurrbart, Brille, blauweißkariertes Flanellhemd tragend, sitzt er ruhig in der Ecke. Er fiel mir vorhin schon auf, als er höflich die Dame auf der Bank fragte, ob hier noch frei sei, seinen Mantel aufhängte und dann für lange Zeit verschwand. Sitzt also in der Ecke, mit fettem Joint in der Hand und seelenruhig die Welt betrachtend.
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Noch ein ganz andrer Adventskalender - Weihnachten in Island

Auf der Suche nach mehr Weihnachten in Island fand ich gleich noch einen Kalender: Internationale und regionale Weihnachtsbräuche. Sieht nett aus, mir fehlt die Zeit, die Seite genauer zu betrachten. Meine Mutter fragte kürzlich, womit sie mir eine Freude machen könnte. Ganz viel Zeit, das wäre die richtige Antwort gewesen, habe mich dann doch für ein Parfüm entschieden. Schon merkwürdig, daß sie nicht weiß, woran ich Freude habe, nunja.

Zeitmangel - du hast 24 Stunden Zeit pro Tag, so hab ich früher den Leuten gesagt, die sich über "keine Zeit" beklagt haben. Jetzt sage ich es mir selbst: Hey, du hast 24 Stunden am Tag! Ja, gut. Wenn ich Zeit hätte, dann würde ich mir gern Gedanken machen, warum ich sie so schlechte einteile und nutze - aber geht nicht, muss weg [schon zehn nach acht, o weh!], danke und auf Wiedersehen.
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14.12.02
Nicht in letzter Minute, sondern neun Minuten vor der selbstgestellten Frist wurde es soweit fertig, daß das erste Türchen zu öffnen ist.

Vorher ein Wort zum Adventskalender.
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13.12.02
Mir gefällt die Aktion bei antville ausgesprochen gut. Nicht nur, weil ich ungern darauf verzichten würde. Viel mehr freut mich die unverkrampfte Art, mit der Menschen zusammen etwas unterstützen, zu erhalten versuchen. Und damit auch, nicht nur mit dem Geld, den Betreibern ihren Dank ausdrücken. So ungefähr. Mir fehlen da etwas die Worte.
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Seyfert's Sextet: Wunderschön! Mehr auf dieser Seite.
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Der Apfel ist sauer. Außerdem bitter, angefault und schimmlig. Doch so ein Apfel ist besser als kein Apfel. Oder einer, der zwar schön, sauber und intakt ist, jedoch nach gar nichts schmeckt. Nicht jeder schnöde Selbstbetrug ist so glasklar wie dieser. Sonst hätte das Leben auch gar nicht überlebt werden können bis hierher.

Ich unterschreibe also den Arbeitsvertrag. Doch.
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12.12.02
Von drauss' vom Hirsch da komm ich her, ich muss euch sagen, es geigte sehr - schön. Und trommelte sehr geil. Und dudelsackte wunderbar. Und flötete und rockte und überhaupt. Heute bei Schandmaul, heute ohne Pogo. Das Kreuz, Sie wissen schon.

Heute ist eigentlich gestern, aber da ich morgen vielleicht keine Zeit habe wegen einem sauren Apfel und dem Zahnarzt, am Freitag dem 13., jaha, ich werde langsam übermütig, äh, also das Konzert war genau richtig und natürlich hatte ich vorher wieder überhaupt keine Lust, wie immer, aber jetzt bin ich froh ums dort gewesen sein, wie immer, genau, und das wollte ich doch noch loswerden.
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Letzte Nacht ein andres Haus mit vielen Zimmern. In dem ich gesucht und gewartet und gesucht und gewartet habe. Nein, ich mag mich nicht mit Traumsymbolik befassen, nicht mit der allgemeinen, Spinne=Angst vor Sexualität oder Tod=Abschluß einer Lebensphase oder sonstwie. Ganz unabhängig davon: Schon oft stand ich zum falschen Zeitpunkt neben dem richtigen Ort.
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11.12.02
Wie schön am ganz frühen Morgen, die Sonne ist gerade erst aufgegangen, der Balkon glitzert! Wie wunderbar sind die Eisblumen an der Glasscheibe der Bushaltestelle! Wie herrlich der klirreblaue Himmel am Nachmittag! Herrlich, wunderbar und schön ist es am Abend im Schaumbad, feinblasig bunt knistern die weißen Berge. Und es ist warm. Warm! In der Badewanne ist es schöner als im Winter.
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10.12.02
Letzte Nacht war ich in diesem großen Haus, mit vielen Stockwerken und unzählbaren Zimmern. Im obersten Stockwerk war ich, die Tür des Zimmers zum Treppenhaus stand offen. Da kamen Uniformierte, mit Masken vorm Gesicht, vielleicht die Feuerwehr. Alle sollen raus aus dem Haus. Nein, ich möchte nicht. Gut, sagt der Anführer, auch gut, und er beginnt, Flüssigkeit auf den Teppichboden im Treppenhaus zu schütten und in alle Zimmer, deren Türen offenstehen. Was das ist, Gift natürlich, tödliches Gift. Und er schüttet und schüttet. Es ist schon fast bei meinen Füßen. Der Versuch darüberhinweg zu springen gelingt nicht, ich stehe im Gift und atme seine Dämpfe ein. Während ich durch das zweite, nicht vergiftete Treppenhaus hinablaufe, schaue ich in alle offenstehenden Zimmer und sehe viele Menschen. Sie sind fröhlich. Wissen sie nichts? Man sollte sie warnen, ich sollte sie warnen. Da, meine Cousine! Ich erzähle ihr von der Feuerwehr und vom Gift, sie nickt freundlich und erzählt von ihren Kindern. Ich verlasse das Haus. Laufe durch die Stadt. Einige Frauen stehen da, sie wissen über die Gefahr Bescheid. Man kann nichts tun, so sagen sie traurig. Ich laufe allein weiter. Es wird dunkel.
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Der junge Mann spricht breitestes Österreichisch und ich muss oft nachfragen. Als er nach einem Sackerl frägt, greife ich ohne mit der Wimper zu zucken in die Schublade und reiche ihm eine der Papiertüten. Da schaut er perplex und ich muss lachen.
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Weiß gar nicht, wie lange ich jetzt die Zigarette im Mund hatte, bis ich merkte, daß sie nicht angezündet ist: So spannend finde diese homepage: Beautycheck. Vielleicht freunde ich mich doch noch mal mit meiner "dominanten" Stirn an.
[von ronsens]
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09.12.02
Auf einer Plastiktüte: "Leben spenden!" Ich hab eins. Ja, möchte es etwa jemand haben? Wer könnte denn damit etwas anfangen. Red doch nicht so- ... jaja, dumm daher. Ich weiß, das hungernde Kind in Afrika. Du weißt doch gar nicht- ... wie gut ich es habe, dochdoch, ich weiß. Bin ja schon ruhig.

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Leben spenden ch


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Der Wind scheint die Blätter lebendig zu machen. Die verwelkten abgeworfenen Blätter, wenn der Wind sich zu ihnen gesellt spielen sie Fangen, rennen um die Wette oder tanzen Ringelreihen. Wie kleine Tierchen jagen sie umeinander. Ich hätte ihnen nicht stundenlang zusehen können, hab es aber lange getan. (Und wenn der Wind sich zu den Seelen gesellt?).
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Kopfschmerzen. Pochpoch. Die Kopfschmerztablette in einem halben Liter Wasser gelöst und auf Ex getrunken. Bauchmerzen. Zwickzwack.
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06.12.02
Ich wartete in der Buchhandlung, ich war dort verabredet. Griff mir ein Buch und begann zu blättern. Setzte mich auf die Treppe und begann zu lesen. Dann wurde ich pünktlich abgeholt, eine Verspätung wäre mir diesmal auch recht gewesen. Schau, dieses Buch.
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Gedanken nachhängen. Hängenbleiben. Strampeln. Verstricken. Verknoten. Gefesselt. Strampeln: aua. Ruhen: auch. Müde.

Spinnfädrige Klebegedanken.
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05.12.02
Eben in mareTV ein paar kleine Einblicke in das Leben von Therese. Jung, hübsch und sympathisch. Während sie die Krabbe, noch lebend vermutlich, über einem Bottich entzweibricht, den Rand des Bottichs zu Hilfe nehmend, und dann mit einem Messer, wahrscheinlich war es ein Messer, in das Innere der Krabbe vorstößt, erzählt sie: "Ich stehe um 6 Uhr auf, gehe zur Arbeit und bin abends so zwischen 7 und 10 Uhr wieder zu Hause. Auch wenn wir Fisch verarbeiten, können die Tage lang werden. Aber wenn Krabbensaison ist, wird der Druck noch viel größer. Die Boote kommen laufend rein und wir müssen schnell sein. Erst nach drei bis vier Wochen, so Anfang Dezember, wird es dann ein bisschen ruhiger." Die Kamera zoomt auf das Krabbenausnehmen und Thereses grünlackierte Fingernägel sind zu sehen. Ob die roten Haare echt oder gefärbt sind? Am Abend singt sie im einzigen Lokal des Dorfes, dem Kafe, bekleidet mit einem BH-ähnlichen Shirt und einer Art Schürzchen darüber Karaoke zu einem Britney-Heulbojen-Lied.
Die Sendung handelte von Königskrabben in Norwegen und dem Fischen.
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Ah - ein Rilke-Adventskalender
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04.12.02
Sonette und mehr drängten die Müdigkeit ins Reich der Nebensächlichkeiten. Insbesondere und fürs Erste hat es mir die Galerie angetan.
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Meine Güte bin ich müde, wie kann ein Mensch so müde sein ohne Drogen ohne Wein, nur vom Leben.
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Meine Maus will nicht so wie ich will. Die hängt und klemmt und spinnt
trotzdem sie frisch geputzt ist.
Beim Bildbearbeiten entsteht dadurch sowas:





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Dreharbeiten im Schwurgerichtssaal
Zum Glück macht das nicht Guido Knopp.


Zeitzeugen erinnern sich: Stalingrad


50 Jahre Tagesschau
Die gesammelten Jahresrückblicke, unverändert.
[von Schockwellenreiter]


Bei der Tagesschau gibt es auch einen Adventskalender
Die besten Pannen im Video
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02.12.02
Eine homepage für ein Buch: Ultrachronos von Helmut Krausser.
[von gig.antville]

Die ersten Kapitel machen neugierig. Neugierig war ich damals auch auf die Geschichte vom Teufel beim Psychiater, die mich aber schwer enttäuscht hat. Nachdem mir Melodien und auch noch Thanatos gut gefallen haben. Das heißt nun nichts andres, als daß ich mir Ultrachronos aus der Bücherei holen werde. Wenn ich das bis nächstes Frühjahr nicht vergessen habe.
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Das alte Kinderspiel. Eine Weile direkt in die Sonne schauen und dann die Augen schließen. Und dann das Rot genießen. Ein bißchen mit den Augen zwinkern und die Farbveränderungen bestaunen. Wieder einen Blick riskieren, Augen auf, Augen zu, schnell hintereinander: Soviel bunte Flecken. Schielen unter geschlossenen Lidern, dann tanzen die Flecken. Mit geschlossenen Augen in die Sonne schauen, die Hand vor dem Gesicht bewegen: Das schönste Rot der Welt wird zum schönsten Dunkelrot. Früher wurde das Spiel auf der Schaukel gespielt, der Sonne entgegen schaukeln, immer höher, immer näher. Bis sie unterging. Sie geht auch jetzt unter, hinter Häusern statt dem Wald. Den Blick auf die Straße werfen, dort steht eine alte Frau. Die mit abgestellter Handtasche eine Gestalt beobachtet, welche oben auf den Treppen steht, das Gesicht starr dem Himmel entgegenreckt und mit den Händen rumfuchtelt. Kichern.

Das war Sonntag vor einer Woche, seitdem wurde keine spielbereite Sonne mehr gesichtet.
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