verweise




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Alfred Hrdlicka

TravelWriter

Bagdad-Bahn

crawl-it

Selbstgemalte Postkarten

Illustrationen:John Tenniel; Pinocchio

Picasso-Head

Kaschtanka: Bild und Bericht

Literatur: Kriegskinder, Am Beispiel meines Bruders, Roman eines Schicksallosen, Die Asche meiner Mutter, Markus Kolbeck, EX LIBRIS, Literatur Franz.

Erinnerungsparlament

notiert



27.02.04

Alfred Hrdlicka


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25.02.04

"25. Februar. Das Tagebuch von heute an festhalten! Regelmäßig schreiben! Sich nicht aufgeben! Wenn auch keine Erlösung kommt, so will ich doch jeden Augenblick ihrer würdig sein."

[Franz Kafka: Tagebücher - Aufzeichnungen aus dem Jahre 1912]


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24.02.04

[Nachtrag]: Interessante Ausstellung, sehr schöne Atmosphäre. Wen es interessiert, kann beim TravelWriter (scheint eine spannende Seite zu sein, weiß noch nicht genau), diesen Reisebericht lesen. Eine gute Beschreibung, im Gegensatz zum Verfasser jedoch fand ich das Video nur mäßig, sehr schöne Aufnahmen zwar, doch viel überflüssiges und teils zweifelhaftes Gerede. Dieser Untugend will ich nicht verfallen, deshalb sei nur noch erwähnt, daß die Ausstellung ab Herbst in Berlin zu sehen sein wird.




crawl-it ist gut. Verständlich, übersichtlich, leicht zu handhaben, schnelle, freundliche und persönliche Beantwortung von mails, alles in deutscher Sprache. Schweren Herzens entscheide ich mich dennoch für FreeFind. Ausschlaggebend ist die Möglichkeit der täglichen Indexierung.

Später versuche ich, diese seltsame site-map-Struktur zu verändern. Aber erst besuche ich die Bagdad-Bahn.


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23.02.04

Heute habe ich mir selbst eine Postkarte geschickt. Musste sein.



Selbstgemalte Postkarten kann man von hier aus versenden.


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22.02.04

Der Mann sieht aus, als wenn er eine fürchterliche Krankheit hätte. Gesichtsentstellungen durch Unfall, Feuer, Krebsgeschwüre und ähnliches kenne ich, dies hier ist etwas andres. Lupus oder Psoriasis oder gar FOP. Er steht auch so seltsam, leicht schief in seinem grünen Arbeitsanzug, die Hände in den Hosentaschen. Er steht da und mein Weg wird an ihm vorbeiführen. Der flüchtige Blick auf sein Gesicht eben lässt mich nicht los. So versteinert, so seltsam sah es aus. Ich bin ihm nun schon nahe und höre, er singt leise "Hello Mary Lou" vor sich hin. Und da sehe ich ihm noch einmal direkt ins Gesicht. Sehe lachende Augen unter einer Gummimaske. Achja. Faschingssonntag.


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21.02.04

John Tenniel




Diesen Pinocchio hab ich schon mal verlinkt, so meine ich zumindest (immer öfter verlaufe ich mich auf meinen eigenen Seiten), die Bilder sind es, die Bilder.


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20.02.04

"Man kann wählen, ob das Leben für einen selbst ein Fluss sein soll, mit ständig neuen inneren und äußeren Erfahrungen, oder ein stehendes, stinkendes, totes Gewässer, das stolz darauf ist, dass es sich selbst treu bleibt, sich nicht 'sich selbst entfremdet' und garantiert auch weiter ruhig vor sich hin stinken wird - bis es ausgetrocknet ist, insofern es nicht von barmherzigen Regengüssen immer wieder am Leben gehalten wird.

Menschen ändern sich - oft selbst dann noch, wenn sie sich dagegen wehren. Das Leben ändert die Menschen, egal in welcher Form es daherkommt. Alles was auf uns einwirkt/einstürmt ändert uns, incl. einer Therapie. Das ist kein Verlust, das ist Weiterentwicklung. Jedes neue Buch, das wir lesen, kann uns ändern, jeder neue Mensch, dem wir begegnen, jeder neue Job. Oft ändert es uns, ohne dass wir es zunächst überhaupt bemerken.

Vielleicht ändert das alles aber nicht wirklich uns selbst, vielleicht klärt es nur die trübe Brille, durch die wir unser Leben betrachten, während der Kern unseres Selbst unverändert bleibt, vielleicht ändert es nur den Blickwinkel, vielleicht ist das Leben eine wunderschöne Frau von der wir bisher immer nur das Arschloch betrachtet haben, weil das das erste und einzige ist, was man uns vom Leben bisher gezeigt hat, und weil wir denken: Hey, auch wenn's strinkt, das ist mein Leben, mein Leben kann nur dieses Arschloch sein, wenn ich den Blick woanders hinwende, wird das, was ich dann sehe vielleicht schön, aber garantiert nicht mehr mein Leben sein.

Klar, es gibt Zeitgenossen die es schaffen, sich nicht zu ändern, die spätestens mit 30 fertig sind und ihre misanthropischen Ansichten über die Welt konservieren. Man kann Mitleid mit ihnen haben (wenn man sich nicht allzu arg mit ihnen auseinandersetzen muss), aber wie man so einen Zustand als wünschenswert sehen kann, verstehe ich nicht."
[Verfasser: djr]


Aus einem Forum, in diesem Fall ohne Verlinkung.


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19.02.04

Picaelis:



Seinen eigenen Picasso kann sich jeder hier createn, äh, erstellen. Gefunden bei Gabi.


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18.02.04

"Wer später bremst, ist länger schnell!" Gesehen auf einem Filmplakat. Scheißspruch!


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17.02.04

Kam gestern eine Frau zur Türe herein, höflich, hübsch und gewandt. Sie suche Arbeit, meinte sie, irgendeine Arbeit, ob es vielleicht hier etwas gäbe für sie? Immer wieder mal bewerben sich Menschen blind, schriftlich oder im Vorübergehen, doch ein Novum für mich war gestern das Formular. Nach meiner abschlägigen Antwort zog sie dieses Formular aus der Tasche. Viele Spalten und Reihen. Ob ich das bitte abstempeln könne? Für das Arbeitsamt. Eigenbemühungsnachweis.

Wie sehr mein Job mich manchmal auch ankotzt - nein falsch: Wie sehr mich manchmal die Arbeitsbedingungen auch ankotzen, eins weiß ich: Wenn ich wieder mal kurz vor dem Hinschmeissen bin, werde ich an dieses Formular denken. Ich will keine Klinken putzen.


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16.02.04

Eine Katze, ein Ganter und ein Schwein: So schön (und noch viel schöner) war das Theater letzten Freitag.

Standest Du schon einmal unter einer Dampflok? Im Dampflokomotiv-Museum ist das möglich, wie ich am Samstag erleben durfte. Sagenhaft das Gefühl, zwischen all den Getümen zu wandeln. Sehr zu empfehlen. Auch die Webseite.


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13.02.04

Der Gummiball landete im Kindertheater und vergaß für eine Stunde alle Sorgen. Spasiba!





Gummiball, hoch in die Luft gekickt, hart aufgeprallt, zufliegend auf einen Mitspieler, von diesem zurückgetreten, mit dem Knüppel abgewehrt, gegen Mauer geflogen, abgestürzt, kullernd, langsamer werdend, Ruhe ersehnend, ein Fuß: weit in die Ferne geschossen, prallen, fliegen, hin und her und hoch und runter, treten schlagen schmettern, ein lustiges Spiel. In die Wolken möchte er fliegen und dahinter verschwinden oder ins Erdloch möchte er fliegen und darin sich vergraben oder aufgefangen werden von Samthandschuhen.


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11.02.04

Lieber Besuch, viele nette Glückwünsche, drei Bücher, zwei Zimmerpflanzen, einen Reiseaschenbecher, Kerzenhalter, Kuchen, eine Torte, Parfüm, Tee und Schokolade. Im Gegensatz zu letztem Jahr kein Anruf vom Vorgesetzten. Gestern war ein schöner Tag. Danke.


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09.02.04

Gestern Vortrag: "Meine Schulzeit ist [insgesamt] eine gute Erziehung zu Auschwitz gewesen"

Das Ganze auf literarische Weise angegangen: Wie im Hier und Jetzt über das Damals berichtet wird. Drei Bücher: Kriegskinder, Hilke Lorenz, und die eben verlinkte Rezension. Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders. Und wenigstens eins von mir bereits gelesenes: Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész, die verlinkte Besprechung enthält Textauszüge.

Sehr interessant der Vortrag, viel noch zum Nachdenken, viel zu kurz die Zeit für die sich anschließende Diskussion. Weniger eine Diskussion als Erfahrungsaustausch. Erzählen. Erinnerungen. So viel Redebedürfnis bei den älteren und alten Leuten. Von Aufarbeitung spricht der Eine, von Schlägen der Lehrer der Andre, vom Nazivater die Dritte. So viele Kindheiten. Worüber werden die jetzigen Kinder in 50 Jahren berichten? Und wird sich abgesehen von Therapeuten einmal jemand, falls ja: warum? für meine, unsere Kindheit interessieren?

Frank McCourt fällt mir ein: "Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum." (Aus: Die Asche meiner Mutter)

Wieder zum Thema: Erinnerungsparlament


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06.02.04

In zehn Minuten fährt die Bahn ab. Abgesehen vom Geplapper der Kinder ist es still. Es geht die Tür auf, eine Frau tritt ein, um nach einem erschreckten Ausruf "Oh Gott, das ist ja Raucher!" das Abteil wieder zu verlassen. Und dann geht es hinter mir los. "Oh Gott, das ist ja Raucher! Oh Gott, das ist ja Raucher!". Der Mann mit der versoffen klingenden Stimme äfft den Tonfall der Frau gut nach. "Oh Gott, das ist ja Raucher!" Viele Male wiederholt er das. Und dann erzählt er, leiser werdend. Der Zug lärmt, die Kinder plappern, nur Satzfetzen sind zu verstehen. "Raucher, Nichtraucher, nicht so anstellen. Der Doktor sagt. Egal. Alles egal. Einmal im Leben. Oh Gott. Raucher. Entscheiden. Einmal im Leben. Entscheiden, was man will. Raucher, oh Gott. Das durchbringen. Entscheiden, einmal. Leben. Durchbringen. Egal. Der Rest scheißegal. Das dann machen. Rauchen. Nichtrauchen. Leben." Haltestelle. Die Kinder plappern. Hinter mir: "Wo wollen die denn ein Geld hernehmen, wenn sie andauernd stehenbleiben." Wieder Zuglärm. "Entscheiden im Leben. Raucher, haha. Oh Gott. Korrekt. HaHa. Korrekt und anständig. Die wissen. Egal. Nichts. Nichts wissen. Egal." Haltestelle. "Man muss korrekt und anständig sein, dann passiert gar nichts." Die rauhe Stimme beginnt zu singen. "Ich bin, ich bin, so gern, bei Dir, so gern so gern, ich bin, bei Dir, so gern, ich bin, ich bin, bei Dir, so gern." Wunderschön. Tom Waits bei mir im Zug. "Cooles Lied. Ich bin, so gern, ich bin, so gern, bei Dir, bei Dir, so gern, ich bin, ich bin, so gern, so gern. Super Lied. Ich bin so gern so gern bei Dir. Cool. Warm. Super. Herz. So schön. Bei Dir. Gern bei Dir. Warm ums Herz. So schön." Haltestelle naht, beim Aufstehen werfe ich einen Blick. Er sitzt dort ganz allein und schaut die Wand an. Singt immer noch. Hört auf und sagt: "Mensch bin ich froh, wenn wir jetzt dann daheim sind."


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04.02.04

In diesem Teil der Straße befindet sich eine Haltestelle der U-Bahn, sie fährt hier oberirdisch, mit Getöse fährt sie ein, quietschend bremst sie, mit Getöse fährt sie ab. Links und rechts davon die Autos, mehrreihig rasen sie, halten an der Ampel, rasen weiter, viele mit offenem Verdeck, es basst und stampft aus ihnen heraus. Wie fertig muss man sein, um abends um neun in der Herrenumkleide am Fenster, geöffnet zu diesem Teil der Straße, einzuschlafen. Geweckt werden, nachhause fahren, ein bißchen dies und das, um halb zwei schlafen gehen, häßliche Träume von armen Kröten, um sechs Uhr aufstehen, zur Arbeit fahren, zehn Stunden arbeiten, zurück fahren, ein bißchen dies und das. Abends um halb zehn das Gefühl, nichts zu schaffen. Wie fertig kann man sein. Kann man werden.


Früher standen wir um vier Uhr auf, der Weg zum Zug war ja so weit, eine dreiviertel Stunde mussten wir laufen. Und dann in der Stadt drin zum Bus rennen, jeden Tag dieses Rennen, der Bus hat nicht gewartet. In der Fabrik war es nicht schön. Abends um acht waren wir dann zurück und ich habe das Essen gekocht und nach dem Essen abgespült. Einmal in der Woche haben wir die Wäsche gewaschen, das hat bis zwölf oder eins in der Nacht gedauert. Da hat der Opa geholfen. Manchmal war es die Wäsche von der ganzen Fußballmanschaft, das hat ein paar Tage gedauert, und es musste doch bis zum nächsten Spiel wieder trocken sein.

Meine Oma hat nie gejammert.


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02.02.04

Im Schaufenster einer Buchhandlung ein Plakat. Es ruft auf zu einer Tätigkeit, nach der mir oft zumute ist, aus verschiedensten Gründen. Wenn ich es tue, dann möglichst diskret, und nun dieses Plakat, eine schreiende Aufforderung in gelbschwarz, es auch gemeinsam zu tun:

"Erbrecht"

Kollektives Kotzen? Ich bin sehr verwirrt.

Bei näherer Betrachtung gibt das Plakat sich zu erkennen als Ratgeber für Hinterbliebene.





Literatur: Ein funkelniegelnagelneues weblog von Markus Kolbeck: Erste und letzte Sätze aus Büchern - EX LIBRIS

Nicht neu. Unermüdlich. Klug, interessant und spannend: Franz und die Literatur.


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01.02.04

"Nicht nur der Vortrag, auch ein Film. Ob Ihr Kind das sehen soll, müssen Sie wissen, es kamen schon öfter Kinder weinend zurück. Zu sehen sind Originalaufnahmen der KZ-Befreiung - " und jäh wird die Kassenfrau unterbrochen vom Ausruf des vielleicht fünfjährigen Kindes: "Ohhhh, coooool!"





Ich fühle mich nicht schlecht abgesehen von der Müdigkeit meines Gesichts. Oft schon haben Menschen gelacht oder erstaunt reagiert, wenn ich das gesagt habe: "Mein Gesicht ist müde."
Sie kennen den Zustand nicht.

Die Wolken rasen dahin. Gleich werden die Bäume umfallen, die Straßenlaterne, das Haus dort hinten. Gleich wird die ganze Welt umfallen und ich über den Rand hinaus.


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