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30.07.03

Was ist ein schöner Tag? Warum falle ich als ausgesprochener Nachtmensch abends um halb zehn ins Bett und schlafe, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, dreizehnkommafünf Stunden durch? Was war da? Nichts spektakuläres. Nur wunderschön.

Sich mittags mit einem lieben Menschen am Bahnhof treffen, an der gelben Tafel schauen, wann die nächsten Züge fahren und in einen dieser einsteigen. Das Ziel ist egal, solange es sich im Radius der Fahrkartengültigkeit befindet. In einem Städtchen landen, eine kurze Busfahrt Richtung "Raus", dann loslaufen. Irgendwohin. Es gibt hier eine Ruine, diese Richtung einschlagen. Eine halbe Stunde oder eine Stunde oder mehr. Zeitgefühl verlieren. Eine Raupe auf dem Weg, schwarz-gelb gestreift mit Fell. Sie wandert zur Straße. Die Raupe auf den rechten Weg bringen, zur Wiese. Ein Schild: Zum Baggersee. Baggersee? Abbiegen. Den See umrunden, eine Pause im Schatten. Rauchen, essen und trinken, die Karte inspizieren. Es gibt hier einige Seen. Keine Ahnung, wo wir sind. Das ist egal. Es ist schön. Vorne am Wasser planschen und kreischen Jugendliche. Wie vor 25 Jahren. Ein beruhigendes Gefühl: Nie wieder werde ich mich in Bädern oder an Seen aufhalten und neidvoll die scheinbare Unbeschwertheit der andren beobachten. Jetzt bin ich unbeschwert, angezogen und abseits.

Ein Stück entlang am Fluß, dann ein Feldweg, eine Wiese. Grashüpfer über Grashüpfer. Falken. Oder Bussarde. Auf der Schafgarbe, so es denn eine war, versucht eine große schwarz-weiß getupfte Fliege die roten Würmchen zu vertreiben. Lang dem Getier zusehen. Still ist es hier. Am Ende der Wiese Gestrüpp. Links ein Bahndamm, rechts ein bepflanztes Feld, zurück wollen wir nicht. Das Gestrüpp anstarren, es wirkt undurchdringlich. Rascheln. Er sieht das Reh, ich nicht. Wo ein Reh durchpasst, passen auch Menschen durch, also rein. Brennesseln überragen mich, doch früher, so scheint es, taten sie mehr weh. Dornen greifen mich, Zweige streifen mein Gesicht. Ganz schnell die Angst vor Spinnen vergessen. Was wird nach dem Dickicht zu finden sein? Ein Tennisplatz. Die gepflegte Rasenanlage lässt zum ersten Mal das Gefühl von Skurrilität aufkommen. Verstärkt durch die Glasfront des Sportheims, hinter der ein Wohnzimmer zu erkennen ist. Am Tor des Fußballplatzes lehnt ein Mann und telephoniert. Die Straße führt duch ein Lagergebiet, endlose Stöße von Paletten, eine Zaunfabrik, der Geruch nach Holz, ein Schild "Vorsicht, Radioaktiviät". Schnell weg.

Schwarze Wolken. Der Regen ist wunderbar. Die Sonne scheint. Zusammen auf den Regenbogen warten. Regenbögen zeigen sich wohl nur, wenn man nicht darauf wartet. Es macht nichts. Den Weg verlassen, um zwei Pferde auf der Koppel zu besuchen. Pause auf der Bank dort. Zu regnen hat es aufgehört, doch die die Wolken werden schon wieder dunkler. Laß uns zurück zum Städtchen gehen. Es ist schon viel später als gedacht.

Jetzt keine Experimente mehr, laufen an der Autostraße. Beeindruckendes Spiel von Wolken und Sonne. Eine Stadtrandsiedlung. Es ist hier merkwürdig ruhig. Die Gärten sind leer, die Schaukeln stehen still, kein Hund kläfft. Nichts. Vielleicht sind sie alle in Urlaub gefahren.

Im Zug spüre ich die Müdigkeit. Und das Glücksgefühl. Zurück in Nürnberg noch ein Stündchen in den Biergarten. Die Ruine haben wir nicht gefunden. Das macht nichts. Vielleicht beim nächsten Mal. Wollen wir uns am Donnerstag diesen Film ansehen? Ja. Bis Donnerstag also. Abschied am Zug, der mich nach Hause bringen wird. Die Frage im Kopf, die nicht ausgesprochen werden kann. Noch nicht. Auch das macht nichts. Zeit haben.
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29.07.03

Weiß gar nicht, wie ich wieder in den Alltag finden soll.
Da hätte ich mir keine Gedanken machen müssen. Der Alltag hat mich schon wieder gefunden. Zum Glück der locker-flirrige, durch den sichs mühelos schweben lässt, ohne zähen Klebstoff: Leicht ist es zu entkommen. *hüpf*
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Jeden Montag ein Bild. Mal sehen, wie lange das geht.
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27.07.03

Ein wunderbar wohltuendes Wochenende. Danke, daß ihr uns besucht habt.

Yoshi und Folterkammer, Musik (Vivre leider leider verpasst) und Burg, Therapie und Autorennen, Reden und Lachen und Schwitzen und Essen. (Und essen und essen und essen :-)

Es ist schön, mit netten Menschen zu sein, zufriedene Kinder bei sich zu haben, den Kaffee an die Schlafstatt serviert zu bekommen. Schön, wenn alles so unkompliziert normal läuft. Weiß gar nicht, wie ich wieder in den Alltag finden soll.
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23.07.03

Europe and Italy: Flash-Spektakel von Bruno Bozzetto.

[vom zirbel]
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22.07.03

TrauerkulturBlog
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20.07.03

„Die Nürnberger Bratwurst genießt nun maximalen EU-weiten Rechtsschutz.“
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Gibt es immer noch keine Briefmarke, die Du entworfen hast? Immer noch keine Briefmarke, auf der Du abgebildet bist? Dann nix wie hier hin.
[von fase4::RDF]


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Je älter die Nacht, desto unruhiger wird sie. Morgens gegen acht lässt sich das wirkliche Aufwachen nicht mehr vermeiden, doch was für ein Erwachen. Wenn du dich durchgeschwitzt, mit einem Puls von 120 vorfindest, zittrig und mit Angst im Bauch, vielleicht gibt es ein Gesetz, je mehr Angst im Bauch umso leerer der Kopf, der Kopf an diesem Morgen erinnert sich nicht mal an sich selbst, da war doch noch was? Was war da denn noch? Bis der Erinnerungsfetzen blitzt, wie du da standest letzte Nacht, abseits von den andren auf der Wiese, mit einer Maß Bier in der Hand, im Traum nur, im Traum. Und eins fügt sich zum andern.
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17.07.03

"Harte Arbeit unter Tage im Revier – Dolce Vita am Strand von Rimini: Während nach dem deutsch-italienischen Anwerbeabkommen 1955 tausende italienischer Gastarbeiter ins Ruhrgebiet kamen, spülte die Reiseweile Millionen von Deutschen an die Strände von bella Italia. Das Spannungsfeld dieser Wanderungsbewegung beleuchtet das Westfälische Industriemuseum Zeche Hannover in der neuen Ausstellung Neapel - Bochum - Rimini ."
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Zwei ca. zehnjährige Buben im Zug: "Ich sag dir, dein großer Bruder ist so ähnlich wie meiner, nur daß meiner nicht so ein Schlägertyp ist, der schlägt keine andren Leute, der schlägt nur mich. Aber dein Bruder, boahh, wie der dem Robert im Bus mit der Flasche, so einer voll harten Flasche, wie der dem Robert die auf den Kopf gehauen hat, so eine Beule hat der Robert da, voll arg."

"Warum hat mein Bruder das gemacht?"

"Naja, der Robert hat ihn beleidigt. Der hat gesagt, eure Mutter lebt vom Arbeitslosengeld."
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15.07.03



Ein Seepferd bahnt sich seinen Weg durch weiten leeren Himmel.


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Seitdem dieses hübsche Küchenkleingerät meinen Haushalt bereichert habe ich eine neue Leibspeise, die täglich in die Schüssel kommt. (Außer wenn ich Besuch habe. Weder der Besuch der vergangenen Tage noch der erwarte ist damit zu beeindrucken). Also: Sauerkirschen aus dem Glas, ohne Saft in die Maschine, Sauerkirschenbrei daraus machen und mit Quark verrühren. Wenn ich sehr hungrig bin, wird der Kirschquark mit Haferflocken angereichert. Der Quark kann auch mit in das Gerät, das dann als Mixer fungiert, Saft dazu und im Nu ist es ein leckeres milchshakeartiges Getränk. Das hat doch beinahe schon Lafer-Qualität.
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14.07.03

Unter der Spätvormittagssonne auf dem Balkon Wäsche aufhängen. Es bläst der Wind, schwirren die Insekten, zwitschern die Vögel. Beim Ausschütteln der Wäschestücke bespüht mich feinsttropfig das Wasser. Mehr braucht es nicht um in freiheitliche Ferienstimmung zu gelangen. Sehr schön. Sehr bedenklich.
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10.07.03

Camille Pissarro, geb. 1830

Giorgio de Chirico, geb. 1888 1, 2, 3
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Gestern nachmittag fuhr ich in ein altes Dorf, um dort ins Schwimmbad zu gehen. Vorher wollte ich Lebensmittel besorgen und bin in das Lädchen am Marktplatz.

Während ich mich in dem fremden Laden zu orientieren versuche, höre ich in der Nähe ein sehr vertrautes Lachen. Drehe mich um und sehe den Museumsdirektor an der Kasse mit einer Kundin scherzen. Es zieht mich hin, ich möchte "Hallo" sagen, wende mich jedoch ab und schaue in die Regale. Mozarella wäre lecker, doch die letzte Packung, die sie hier haben, ist seit April verfallen. An der Kasse sitzt mittlerweile eine junge Frau, die ich von früher kenne, den Museumsdirektor höre ich in der anliegenden Wohnung lachen. Die Frau kichert, als ich sie nach frischem Mozarella frage und begleitet mich dann auf meinem Weg zum Schwimmbad. "Was hast du eigentlich in deiner großen Reisetasche?" will sie von mir wissen, und meine Antwort "Alles mögliche" will ich beweisen und packe die Tasche in einer Seitengasse aus. Neben allem möglichem ziehe ich zwei, drei, ingesamt fünf selbstgestrickte Wollmützen heraus. Doch keinen Bikini. Ich bin sehr froh darüber, kein Badezeug dabeizuhaben, denn Schwimmen und Badeanstalten mag ich im Traum ebensowenig wie im wachen Leben.

Auch hier wird viel geträumt.
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09.07.03

"Man darf ja hierzulande nicht mal sagen, daß man nationalistisch denkt, ohne Nazi genannt zu werden" sagte der dicke Mann eine gute Weile, bevor ich mich mit an den Tisch setzte. Hätte er nicht mit den Worten "Aus Ihnen kann ja nichts werden ..." mein Mittagessen kommentiert, wäre seine Körperfülle nicht erwähnenswert.
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06.07.03

Letzte Nacht im Traum ein Selbstmordversuch. Ich stürzte mich kopfüber in die leere Badewanne.
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05.07.03

Zwischen dem Klingeln der beiden Wecker am Morgen liegen zehn Minuten, diese Minuten haben den weiblichen Pickeln genügt, um auf einer geschlechtsspezifischen Anrede zu beharren, eine Pickelin sei besser als nichts, der Wunsch nach sprachlicher Abgrenzung von den Pickeln wurde sofort verstanden, wer möchte schon gern ein Pickel sein. Zur Verblüffung über die Tatsache von Geschlechtsunterschieden bei Pickeln gesellten sich abstruse Vorstellungen über nie bemerkte Geschehnisse in einem Gesicht, vielleicht unterirdisch durch eine Art Myzel? und der Plan, ein Patent zur Verhütung künftiger Pickelchen anzumelden. Bevor das Patent entwickelt werden konnte, erbarmte sich der zweite Wecker.
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03.07.03

Im Fembohaus war ich, diesmal nicht zu Bratwürsten, sondern Goya (mit Paella).

Eine Übersicht zu Goya findet sich hier, online fand ich zu meiner Freude die Caprichos sowie Die Schrecken des Krieges.

Damit hatte ich genug zu schauen, ohne genug gesehen zu haben. Trotzdem ich über den Stierkampf hinwegsah.
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Herbie Mann ist tot.

Wem beim Klang dieses Namens nicht die Flötentöne aufgehen, der höre sich diese Seite an.
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