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29.09.03

"Du hast Mundgeruch!" - "Und Du stinkst!" - "Deine F*tz* stinkt nach Fisch!" - "Und deine F*tz* stinkt nach Knoblauch!"

Einen Blick riskiere ich, weg von meinem Buch zu den beiden Mädchen neben mir auf der Bank, auch auf die U-Bahn wartend. Fünfzehn sind sie, wie sie mir später erzählen werden. "Was lesen Sie da?" will die eine wissen. Ich halte das Buch in die Höhe. "Tessa de Loo. Die Zwillinge" liest sie vor, "ist das französisch?" - "Holländisch. Die Frau, die das Buch geschrieben hat, ist Holländerin." Worum es in dem Buch gehe, wollen sie wissen, und hören gespannt zu, als ich von den beiden alten Frauen, den Zwillingen, erzähle, die als Kinder getrennt wurden, damals vor dem Krieg, und sich nun wieder treffen. "Wo treffen sie sich? Sie erkennen sich, weil sie gleich aussehen, stimmts? Nein, wie dann? Was machen sie nun?" - "Sie erzählen sich ihr Leben."

"Cooool ... Wenn mir das jemand vorlesen würde, oder erklären, das würde mir gefallen."


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27.09.03

Gestern abend, kurz vor dem Einschlafen, hab ich gemerkt, daß ich lächle, einfach so. Einfach so beim Einschlafen zu lächeln ist ein gutes Zeichen.





Parallele Leben. Wie ein mit zwei Wollen gewebter Teppich.

Eine Farbe heißt: "Trüber stinkender Sumpf, zäher Morast, Drecksbrühe. Fernsteuerung. Steine im Bauch. Schwirren im Kopf vor lauter Leere."

Die andre Farbe heißt: "Nougatschokolade und Pflaumentee, Klingklong und Klarheit. Wohlige Spannung, spannende Ruhe. Rückenwind um die Ohren. Luftige Leichtigkeit."

Die Wollfäden laufen nebeneinander durch den Teppich, eng verwoben, pittoreske Muster bildend.


Und der Sommer lebt weiter.


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26.09.03

Ein junger Mann, gutaussehend und gut gekleidet, mit Aktentasche in der Hand. Er spricht zwei durch die nächtliche Stadt Schlendernde an: "Entschuldigen Sie bitte, ich hätte eine Frage - wo ist denn das Maxfeld?" Drei Menschen beraten. Maxfeld, hm, dort hinten, Richtung Burg, Richtung Norden, ja genau, bei der Nordstadt, Nordstadt ist Richtung Burg, also dort hinten, ja, wo wollen Sie denn genau hin?, in die Maxfeldstraße, klar, also Richtung Burg, wie, U-Bahn?, am besten Straßenbahn, Linie 6 wahrscheinlich, sagen Sie, was genau suchen Sie denn, was soll dort denn sein? Entnervt und erstaunt antwortet der junge Mann: "Ich wohne dort."

In diesem Moment treten zwei Passanten auf die kleine Gruppe zu. Passant1 grinst, Passant2 trägt ein meckerndes Lachen vor sich her: "Hey, ich kenn dich, ich kenn dich", spricht er zum jungen Mann, "die Nordstadt ist dort hinten, geh nach Hause!", er wendet sich zum männlichen Schlenderer: "Sag mal, liebst du den jungen Mann?" - "Ganz sicher nicht!" Passant2 greift strahlend die weibliche Schlenderin am Oberarm "Gut, dann nehm ich dich mit", lässt los, zwinkert in die Runde und zieht mit meckerndem Gelächter von dannen. Passant1 folgt grinsend, ein junger Mann verschwindet, zwei Menschen schlendern durch die nächtliche Stadt.

Kein Traum. Ganz normales Leben.


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21.09.03

Die Absurdität der Träume erreicht eine bislang unvorstellbare Qualität: Letzte Nacht ging ich mit meiner Mutter spazieren [Allein dieses Szenario ist undenkbar]. Da waren einige Bäume, abgestorben, ein wildromantisches Bild, sie zeigte mir das mit den Worten: "Schau, wie schön!" Ja, hab ich gesagt, und hab gesagt, daß es im Leben und auf der Welt noch andre Dinge gibt, nicht nur Streit und HabenWollen und DrehenumsichSelbst, und da gab sie mir recht. Sie gab mir recht.

Was treibt so ein Hirn nur für Dinge, sobald es unbeaufsichtigt ist.


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20.09.03

Der Aufzug hielt irgendwo zwischen dem 35. und 50. Stockwerk. Ich wusste nicht, daß die Tür sich zur Außenseite des Gebäudes öffnet und stand auf einem schmalen Steg.

Die Leiche befand sich noch auf dem Hügel, ihr Blut in einem Faß, darin ein Loch. Ein Ariadnefaden aus Blut solle es werden. Der Autofahrer sah nicht, daß die Sonne all das geflossene Blut hinter ihm vertrocknen und verschwinden ließ, die Spur verlor sich.

Erste Sommeransichten





Herr H. ist tot. Ob es Samstag oder Montag morgen war, als er mir in seinem Laden wie immer die Zeitung und Zigaretten verkauft hat, das weiß ich nicht mehr. Montagnachmittag glaube ich ihn zusammen mit seiner Frau im Laden gesehen zu haben. Hab aber nur mit ihr gesprochen. Dienstag ist er gestorben. Er wird ungefähr fünfundvierzig Jahre alt gewesen sein.

Wieviel Zeit verschwendet man eigentlich im Leben? Vielleicht ist das Leben Zeitverschwendung.


Knapp eine Woche war der Netzanschluß kaputt, geschrieben hab ich keine Zeile bis auf, vor vielen Tagen schon, diese eine:

Daß das Totsein doch noch wehtut.


Ide levthe dosh dürs! Wötin? Bawadse, bawadse, wötin ... Mans Lucon ite ir Afone. Is Mitont. Of Henpix mors rattut? Of ide mors rattute? Nune, dot gavt kotan sran. Atsa won wonst. Won wonst. Rattuta.


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07.09.03

Keine übrige Zeit. Kein Berichten, kein Erzählen, keine Bilder.
Doch ein Bild, vorläufig:



So sind sie, diese Tage.



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06.09.03

Jedoch Karlsruhe kippt das Urteil.

Es ist schon nach zwölf, schon der 7., zu spät für all die Gedanken heute. Jetzt im Moment jedenfalls bin ich mit mir und der Sache im Reinen.


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05.09.03

Das war die zweite Hürde.
Seite 10.


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04.09.03

Eine Dreiviertelstunde auf den Anschlußzug warten, hier an diesem Minibahnhof, an dem nichts ist, nichts geschieht, nichts in der Nähe ist. Nicht schlimm, wenn man zu zweit in der Sonne sitzen und sich gut unterhalten kann. So gut, daß das interessanteste Geschehen übersehen wird: Die Abfahrt des erwarteten Zuges.





Leichter als federleicht. Leichtigkeit im Minusbereich.


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03.09.03

Rädchen im Getriebe, dachte nicht und lief, dachte nicht und lief, armes Rädchen bist du krank, daß du nicht mehr hüpfen kannst?, Rädchen hüpf.

Jo abber dann geht doch alles kaputt! Vielleicht.





Die Fülle der Tage. Die Pferde, das Kätzchen, die Gans. "Quack". Andre Welten hinter verzauberten Torbögen. Graffiti und Züge und Kleingärten. Linden, Buchen, Eichenbäume. Steine. Mauern. Blauer Himmel. Kalter Wind. Nachts sind Mars und Mond dabei.Du musst nur den Turm suchen gehen und staunen. Das Ganze und der Augenblick. Augenblicke. Die Grenze der Worte.

[4.9.] Riesenrad und Idylle am vergifteten See. An den Zäunen laufen und plötzlich eingesperrt sein. Öffnen von Türen und Toren, mit und ohne Schlüssel, Kirchen und Klöster. Hühner.





Kein Nazi-Aufmarsch in Nürnberg am 6.9.03 - vorerst ...

Das erhoffte Urteil


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01.09.03

Hallo September.


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